Das Haus In Der Dorotheenstraße Rezension

July 2, 2024, 3:51 am

Rezension von Jan H. aus dem Deutsch-LK des THG Hartmut Lange, "Das Haus in der Dorotheenstraße", Diogenes, 2013 Wie schnell kann es passieren, dass ein rationaler Geist dem Wahnsinn verfällt? In der Novelle "Das Haus in der Dorotheenstraße" von Hartmut Lange gibt der Theaterdramaturg und Autor das Leben des nüchternen Rationalisten Gottfried Klausen wieder, dessen geordnetes und normales Leben nach einer berufsbedingten Versetzung nach London dramatische Wendungen nimmt. Mit einfachen und verständlichen Mitteln berichtet uns Lange über eine scheinbar ebenso einfache Handlung. Kurz gehalten und mit ausreichend Raum für Interpretationen. Gerade der erste Eindruck, dass eben nicht viel passiert, trübt. Denn ohne, dass man es an einzelnen Textpassagen festmachen kann, erzeugt Lange Spannung durch Ungewissheiten, welche den Leser fesseln. Klausen entwickelt sich in wenigen Kapiteln spürbar, schwankt zwischen rationalen und emotionalen Entscheidungen. Er wird unsicherer in sämtlichen Lebensbereichen und vernachlässigt, was ihm zuvor stets wichtig war.

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Xenia wird nach London kommen Der Journalist Gottfried Klausen stellt sich vor, dass dann, wenn er in London lebt und arbeitet, seine Frau Xenia später nachkommen wird, um dort mit ihm zusammen zu wohnen: "Und falls es mir in London gefällt und wir eine passende Wohnung finden, kommst du einfach nach. " (S. 75) -Xenia hingegen "erklärte, dass sie fürs Erste in Kohlhasenbrück, genauer, in dem Haus an der Dorotheenstraße, bleiben würde" (ebd. ). Ob Xenia eventuell später zu Gottfried nach London ziehen möchte, teilt sie nicht mit. Als Gottfried bereits in London wohnt und Xenia zu Hause geblieben ist, hält das Ehepaar telefonischen Kontakt. Eines Abends kann der Journalist seine Frau jedoch weder auf ihrem Handy noch in Festnetz erreichen (S. 78). Er nimmt an, Xenia habe entweder den Anruf nicht gehört oder sei womöglich anderweitig beschäftigt: "Sie hört es nicht, wenn sie in einem anderen Raum ist (…) und falls Xenia etwas dazwischen gekommen war…" (ebd. Obwohl Gottfried die Situation beunruhigt, geht er schlafen.

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Buch von Hartmut Lange Fünf Novellen, die im Südwesten von Berlin spielen und durch die sich der Teltowkanal mit seinen schwarzen Krähen, versteckten Villen und unwegsamen Waldstücken wie ein roter Faden zieht. Darüber ein Himmel, der durch eine Aschewolke plötzlich verschlossen wird. Weitere Infos Ähnliche Bücher

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Man hörte das Knacken einer Sprechanlage, wurde von einer Stimme auf den dritten Stock im Vorderhaus verwiesen, in eine Wohnung, die Denninghoff nur allzu gut kannte. Dort hatte er die letzten Jahre mit seiner Frau verbracht, und wie oft hatte er gewünscht, sich in den Räumen, die ihm vertraut waren, nochmals umzusehen. Nach dem Tod seiner Frau zieht Denninghoff aus der gemeinsamen Wohnung aus. Er erträgt die Umgebung, in der sein gewohnter Alltag, der ein glücklicher gewesen ist, mit einem Schlag beendet war, nicht mehr. Schon kurze Zeit drauf bereut er diesen Schritt, hängt seine ganzen Gedanken an ein Poster, das in dieser Wohnung gehangen hat und das er wieder haben will. Er sieht es vor sich, bricht in die Wohnung ein, im Glauben, es müsse noch da hangen. Doch genauso wenig wie er das Bild wieder findet, lässt sich das alte Leben zurückholen. Diese und vier andere Erzählungen finden sich in Hartmut Langes Novellenband. Hartmut Lange lässt seine Geschichten durch detaillierte Umgebungsbeschreibungen realistisch wirken, man sieht sich dem normalen Leben inmitten einer plastischen Umwelt, sei es Stadt, sei es Natur, gegenüber.

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Wo doch Hartut Lange "viel raffinierter und zauberhafter erzählt". Ihm passiert das jedenfalls nicht mehr, denn auch den jüngsten Novellenband des unermüdlichen Lange hat er als einen dieser wunderbaren Texte gelesen, die ihre "Abgründigkeit" nicht ausstellen, sondern einfach nur ihren Protagonisten in die Selbstauflösung folgen. Wie schön das Scheitern bei Lange werde, führt Schnitzler mit der Geschichte über einen unglücklichen Architekten vor, der seiner Frau in den Tod folgt - stetig begleitet von den Krähen überm Teltowkanal.

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Mansplaining klang noch nie so gut! "Hier kommt schon wieder was vom Mann / Der seinen Rand nicht halten kann", singt Summen in "SUV". "Wir wollten auch mal was zu allem sagen / Doch wo fangen wir bloß an? " – die Mansplaining-Attitüde sitzt also schon einmal gut. Die klischeehaft männlichste Eigenschaft von Der Mann ist dementsprechend, zu so ziemlich jedem Thema etwas zu sagen zu haben. In "Bewertungslied" beleuchten Der Mann – wie schon der Albumtitel "Top" und die das Cover schmückende Golduhr andeuten – die Vermarktungspsychologie des High-Performer-Kapitalismus. Und auch die Rolle des systemkritischen, aber von Fördergeldern abhängigen Musikers ist mit dabei: "Sing ein Lied gegen den Staat / Dafür kriegst du Geld vom Staat", heißt es in "Rock'n'Roll Sozialstaat ". Neben all der postmodernen, selbstreferenziellen, durch siebzehn Ironie-Ebenen gefilterten Metatextualität haben Summen und Konsorten aber zum Glück nicht vergessen, ein Art-Pop-Album aufzunehmen, das ziemlich viel Spaß macht.

Am nördlichen Ufer des Griebnitzsees entdeckt er im Zwielicht der Dämmerung (oder meint er zu entdecken) eine junge Frau, die auf einem Felsvorsprung Cello spielt und deren Gesicht ihm bekannt vorkommt. Zu Hause findet er in der Broschüre zu einer Kassette das Foto der berühmten englischen Cellistin mit französischem Namen, auf dem er das Gesicht wiedererkennt. Die Fünfundzwanzigjährige wurde von einer Krankheit heimgesucht, die es der Künstlerin bei zunehmender Lähmung unmöglich machte, ihren Beruf weiter auszuüben. Mit einem CD-Player und einem Lautsprecher begibt sich nun der Ich-Erzähler an den geheimnisvollen Ort am Griebnitzsee und lässt eine Aufnahme der Cellistin mit dem Londoner Symphonieorchester ertönen. Die Musik beschwört das Bild. Was er jetzt in der Nähe des Ufers auf und ab gehen sieht, ist die Cellistin. Und wenn auch infolge einer Windbö der CD-Player in die Tiefe stürzt, hat er doch, so denkt der Erzähler, jene "menschenfreundliche Ewigkeit" herbeigezaubert, worauf die Cellistin "offenbar nicht zu hoffen gewagt hatte".

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