Er ist einfach irgendwann da, ohne dass jemand weiß, warum. Auch die inneren Dämonen des Künstlers werden nicht rationalisiert, dafür aber in eigenwilligen Passagen visualisiert: Schnabel versucht, die Welt durch die Augen van Goghs zu sehen und diese Vision mit dem Publikum zu teilen. Das ist immer wieder ein faszinierender Anblick, auch weil Dafoe hier eine seiner besten Darstellungen überhaupt abliefert – was bei seinem Gesamtwerk durchaus beachtlich ist. Auf eine weniger reizvolle Weise irritierend ist das Sprachwirrwarr. Während anfangs noch auf Französisch gesprochen wird, wechselt der Film später immer wieder zum Englischen, ohne dass dies inhaltlich zu begründen war. Da wäre mehr Konsequenz schöner gewesen: Wenn Sprache als Mittel der Authentizität, dann schon richtig. Außerdem spielt das Drama, das auf den Filmfestspielen von Venedig 2018 Weltpremiere feierte, seine Tricks schon zu früh aus, im Laufe der 110 Minuten kommt es doch zu spürbaren Längen. Dafür ist Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit eine sinnliche Erfahrung, wie man sie nur selten im Kino oder anderswo erlebt, wenn wir uns hier gemeinsam mit einem außergewöhnlichen Menschen auf die Suche nach der Ewigkeit begeben, die da draußen wartet, die drinnen wartet – und natürlich in den Hunderten von Bildern, die uns van Gogh hinterlassen hat.
Vincent van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit Falls ihr schon im Kino wart: Wie hat euch der Film gefallen? Habt ihr ansonsten vor, ihn euch anzuschauen? Ich freue mich auf eure Kommentare unter dem Beitrag. Eure Marie
Der filmemachende New Yorker Maler, als Regisseur bekannt geworden durch die Künstlerbiografie "Basquiat" und die Literaturverfilmung "Schmetterling und Taucherglocke", in der er sich in das Innenleben eines fast vollständig Gelähmten einfühlte, versucht hier erneut, einem Kollegen quasi in den Kopf zu kriechen. Neue Interpretation des Todes Dabei lässt er wie erwartet die Konventionen einer Filmbiografie hinter sich. Er konzentriert sich auf Van Goghs letzte Lebensjahre von 1888 bis 1890, in denen der Maler wie im Rausch die meisten seiner ikonischen Gemälde schuf. Van Gogh (Willem Dafoe) irrlichtert in diesen Jahren von Paris nach Arles, in die Nervenheilanstalt Saint-Rémy und in das Dorf Auvers-sur-Oise, wo er an einem Gewehrschuss stirbt. ZUR PERSON Vincent Willem van Gogh (1853–1890) war ein spätimpressionistischer Maler. Er hinterließ über 860 Gemälde und über 1000 Zeichnungen, die allesamt in den letzten zehn Jahren seines Lebens entstanden. (bro) Schnabel kann, wie schon die Macher von "Loving Vincent", der Versuchung nicht widerstehen, eine neue Interpretation dieses Todes zu liefern.
Er verkörpert die gepeinigte, von der Depression gequälte Künstlerseele, die zwischen Wahn und heller Lebensfreude hin und her schwankt, jederzeit glaubhaft und nachdrücklich. Fazit: Vielschichtiges, ergreifendes Porträt eines Jahrhundertgenies, getragen von einem meisterhaften Hauptdarsteller. Trailer Alle anzeigen Filminfos & Credits Alles anzeigen Land: Frankreich, Großbritannien, USA Jahr: 2018 Genre: Drama, Biopic Länge: 107 Minuten FSK: 6 Kinostart: 18. 04. 2019 Regie: Julian Schnabel Darsteller: Willem Dafoe als Vincent van Gogh, Rupert Friend als Theo Van Gogh, Oscar Isaac als Paul Gauguin Verleih: DCM GmbH Awards - Oscar 2019 Weitere Infos Beste darstellerische Leistung (männliche Hauptrolle) - Willem Dafoe Verknüpfungen zum Film Alle anzeigen News Trailer Trailer Trailer
Und er erzählt von der Freundschaft mit Paul Gauguin (Oscar Isaac) und ihren Disputen über das Wesen und die Seele der Kunst, die von beiden so leidenschaftlich geführt wurden, dass sie sich trennen mussten – was in Schnabels Interpretation zu Van Goghs Selbstverstümmelung führte. Julian Schnabel sucht den Blick aus van Gogh heraus. Was man erfährt, ist das Leben, das er führte – unmittelbar und unversöhnlich in seiner Suche nach der Wahrheit, die für van Gogh in der subjektiven Wahrnehmung der Kunst liegt. Wie van Gogh sich verliert in seinen Bildern, so tut es auch der Film. Kameramann Benoit Delhomme leistet Unglaubliches, lässt die Welt aus den Augen des Malers neu entstehen, mit den flirrenden Landschaften und den satten Farben. Als Zuschauer gleitet man mit in die Dunkelheit, hat Visionen und glaubt, den Verstand zu verlieren. Van Gogh selbst sieht in seinem Leid eine Notwendigkeit, die ihm bei der Arbeit hilft. Bilder müssen schnell gemalt werden, findet er, in einem einzigen ungestörten Akt des Schaffens.
Hierbei muss erwähnt werden, dass der Filmemacher Julian Schnabel keine 1-zu-1-Biographie darstellen wollte, sondern vielmehr sein eigenes künstlerisches Potential ausschöpfte, um seine Sichtweise auf den Maler filmisch umzusetzen. So wurden bekannte Gemälde von Vincent van Gogh nicht exakt reproduziert, sondern in die Ästhetik des Films eingepasst – was durchaus Sinn ergibt, wenn man bedenkt, dass Willem Dafoe zu van Gogh wird und somit auch van Gogh "verändert" oder, möchte man es mit Walter Benjamins Worten sagen, "reproduziert" wurde. Willem Dafoe nimmt sich dieser Aufgabe unfassbar authentisch und emotional an, so dass die Gefühlsfunken sprühen. Subjektive Sicht in gelb und violett Ein Maler macht einen Film und gibt uns die Möglichkeit, in die Rolle von Vincent van Gogh zu schlüpfen: Auf was müssen wir uns ästhetisch gefasst machen? Es ist eine Reise in das Bewusstsein des van Goghs. Wir sehen zum einen "reale" Bilder, zumindest, was die filmische Diegese betrifft; zum anderen jedoch auch Bilder eines Genies, das schillernde wie depressive Phasen durchlebt und durch eine beinahe wahnhafte "Brille" die Farben der Natur und der Umwelt wahrnimmt.