Eindringlich, vielleicht eindringlicher als sonst oft vermittelt die Seuche die Zerbrechlichkeit unseres menschlichen Lebens; aber wer einmal ernsthaft krank war oder einen Sterbenden begleitet hat, wusste das eigentlich schon vorher, dass wir zerbrechlich, dass wir sterblich sind; das wussten ja schon die alten Griechen, die die Menschen die "Sterblichen" nannten und in der Bibel steht es natürlich auch: Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden (Psalm 90, 12). Auch unsere Psalmverse wissen davon, deuten das an, wenn von Hilfe, von Zuflucht, von Licht die Rede ist: Hilfe wovor, Zuflucht wohin, Licht in der Dunkelheit? Ohne diese Tiefendimension, ohne den Schatten über dem Bild, das der Psalm zeichnet, wäre es bloß Kitsch, ein alberner Schlager oder leerer Trivialroman. Herr, deine Gte reicht so weit - Edition Sonat-Verlag. Der könnte uns allenfalls betäuben, aber nicht erheben, was er doch tut. Menschliches Leben ist hilfsbedürftig, braucht Zuflucht und Schutz, sucht Orientierung, wenn es geht, Orientierung am Licht des Lebens, damit wir nicht im Dunkeln herumirren.
Von seinen Brüdern wurde er buchstäblich verraten und verkauft. Als junger Mann gerät er in die Zwickmühle zwischen seinem Chef und dessen untreuer Gattin. Zwischendurch landet er für einige Zeit sogar unschuldig im Gefängnis. Letztlich hat sich aber doch auch das Schlimme zum Guten gewendet. Josef hat die Kurve gekriegt und einen einflussreichen Posten bekommen, durch den er sogar später seinen Brüdern das Leben retten konnte. Und im Rückblick sagt er: "Gott hat es gut mit mir gemeint". Herr deine güte reicht so west side. Die Güte Gottes hat Josef auch im fernen Ägypten nicht verlassen – und trotz aller Widrigkeiten ist Josef glücklich geworden. Das finde ich bedenkenswert: Wenn ich von der Güte Gottes rede, handelt es sich vielleicht nicht um eine Momentaufnahme meines Lebens, sondern eher um die Zusammenschau das Ganzen. Die Güte Gottes macht das Leben nicht zum Spaziergang, aber letztlich haben wir die Aussicht, dass auch wir sagen können: "Ja, gut hat Gott es hinbekommen – seine Güte reicht, wo weit der Himmel reicht".
Psalm 36, 6: Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Liebe Eltern, liebe Patin, liebe Großeltern, liebe Taufgemeinde. Wenn wir Kinder taufen, ist das etwas, wo ganz vieles verschiedenes mitschwingt. Es ist ein Fest, das mit Glauben zu tun hat – und zugleich auch ein Familienfest. Wenn wir ihre Hanna und die ganze Familie unter Gottes Segen stellen, hat das auch viel mit Hoffnung zu tun; mit der Erwartung, dass Gott uns Menschen begleitet. Der Taufspruch, den Sie für ihre Hanna ausgesucht haben, ist einer, der den Blick zu diesem Gott erhebt, von dem wir uns so viel erwarten: Im Psalm 36, 6 heißt es da: Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Gott, deine Güte reicht so weit (Kirchenlieder). Zwei große Begriffe werden da mit der Weite des Himmels in Zusammenhang gebracht. Auf diese beiden möchte ich heute Vormittag einmal genauer schauen. Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist. Die G üte Gottes – ein schönes Wort, in dem so viel steckt, dass man es erst einmal wie eine Blüte entfalten muss.
Einige dieser Blütenblätter wären da wohl ~ die Liebe Gottes zu uns Menschen; ~ oder dass er sich um uns kümmert, uns diese Welt geschenkt hat, von der wir leben. ~ Und auch die Erfahrung, dass er uns in seiner Güte behütet und beschützt. Wir wünschen uns – und auch Ihrer Tochter – dass Gott diese Güte über uns Menschen ausstreckt, wie den blauen Himmel über uns. Dass ihre Hanna, egal wo sie unter Gottes Himmel gerade ist, die Güte Gottes, seine Liebe, Fürsorge und Schutz spürt. Herr deine güte reicht so west coast. Dass das keine Vollkaskoversicherung fürs Leben ist, wissen wir aber auch. Und da finde ich die biblische Erzählung von Josef ganz wunderbar. Denn die versteht sich als Lebensgeschichte eines Mannes, der in seiner Lebensmitte zurückblickt und meint: " Ja, Gott hat es gut mit mir gemeint ". Eigentlich ein wunderbares Gütesiegel für ein Leben. Aber, weil die meisten von uns die Josefsgeschichte schon seit der Grundschule kennen, wissen wir, dass bei Josef – obwohl Gott es gut gemeint hat – nicht alles nach Wunsch lief.