Die Besessenen Ende Erklärung

July 4, 2024, 2:59 am

Obwohl der Hohn, den der Film aktuell bei Zuschauern und Kritikern für jenes erhält, nur bedingt gerechtfertigt ist, bleibt das Finale im Vergleich zur Buchvorlage sehr stümperhaft und weiß höchstens durch den fehlenden Bezug zu den vorherigen Geschehnissen von sich reden zu machen. In Anbetracht der grausigen Inhaltslosigkeit des Films wirkt dieser vermeintlich ausgeklügelte Twist völlig deplatziert und kann eher als missratener Versuch gesehen werden, den vorherigen Ereignissen höhere Bedeutung zuzuschreiben. Die vermeintliche "Offenbarung" ist durch und durch prätentiös, da sie händeringend versucht, die vorherigen eineinhalb Stunden mit aufgesetzter Raffinesse zu erklären – in Anbetracht des generischen Budenzaubers, den Die Besessenen zuvor präsentiert hat, ein hoffnungsloses Unterfangen. Fazit Die Besessenen ist zumindest auf formaler Ebene kein hoffnungslos schlechter Film. Er hat durchaus einige wenige Momente, die es schaffen, eine annähernd atmosphärische Grundstimmung zu erzeugen und ist toll fotografiert.

Kritik Zu Die Besessenen: Die Schraube Ist Überdreht - Filmstarts.De

Nicht langweilig, aber frustrierend ist hingegen die Auflösung: In zahlreichen Online-Kommentaren zu "Die Besessenen" ist zu lesen, dass die Autoren offenbar vergessen hätten, ihren Film zu Ende zu schreiben. Aber das stimmt sicherlich nicht ganz: Wenn man um den ambivalenten Schluss der Novelle weiß, dann kann man zumindest erahnen, worauf die Macher mit ihrem doppelten Finale hinauswollten – nur kommen sie dort nie an, weil es dem Film auch schon zuvor an der nötigen Klarheit mangelt. Ein auch nur ansatzweise befriedigender Abschluss sieht mit Sicherheit anders aus. Nach all den sehr kritischen Tönen mag es jetzt vielleicht etwas verwundern, aber es gibt an "Die Besessenen" auch eine Menge zu loben: Die Ausstattung des Gruselschlosses, standesgemäß mit undurchdringlichem Irrgarten und schaurigem Springbrunnen, ist hervorragend – bis hin zu den kleinen Details, die den von Quint in das Haus eingebrachten Machismo unterstreichen: So stecken etwa alle Stricknadeln in den Brustspitzen einer weiblichen Nähpuppe.

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Ob sich dadurch allerdings die allgemeine Meinung zum Film verbessert? Neben dem neuen Showdown erwartet Käufer noch eine Reihe entfernter Szenen, darunter auch die im Trailer gezigte Spinnen-Sequenz, die es nicht in den fertigen Film geschafft hat. Wegen der schwachen Zahlen aus den USA (zum Start spielte der Steven Spielberg produzierte Film gerade einmal 6 Mio. Dollar ein) verzichtet Universal Pictures auf den ursprünglich angekündigten deutschen Kinostart und wertet Die Besessenen zeitnah zur amerikanischen Heimkino-Premiere lieber direkt auf DVD und Blu-ray Disc im Handel aus. Hierzulande bleibt uns die berüchtigte Kinofassung mit dem viel gescholtenen Finale somit erspart. Wann man sich den Spuk mit Mackenzie Davis, die im Film die Rolle der leidgeplagten Nanny verkörpert, und ihrem aus Netflix' Stranger Things bekannten Co-Star Finn Wolfhard ( ES, Ghostbusters: Legacy) allerdings nach Hause holen darf, steht noch in den Sternen und sollte sich in den nächsten Wochen klären. In Die Besessenen ist die junge Miss Giddens zunächst hocherfreut, dass sie ihre neue Stelle als Gouvernante der beiden Waisenkinder Flora und Miles auf dem Landsitz des Onkels der Kinder antreten darf.

Die Besessenen (2020) - Sofahelden

Der selbstzweckhafte Charakter des Grusels bleibt dann ohne erwähnenswerte Ausreißer bis zum Abspann präsent. Während die Vorlage ihren Reiz noch bis zuletzt aus ihrem ambivalenten Ende zieht, es wird nie geklärt, ob es sich bei den Geistererscheinungen um reale Phänomene oder nur um Hirngespinste Ms. Giddens' handelte, beraubt Die Besessenen seine Vorlage jeglicher Substanz, obwohl er selbst nichts Neues zu bieten hat. Stattdessen wird hier eine uninspirierte Gruselgeschichte ersponnen, die vor Ungereimtheiten nur so strotzt. Der Film liefert keinerlei plausible Erklärung für das merkwürdig feindselige Verhalten der Kinder, ihr verhängnisvolles Verhältnis zu den vorherigen Angestellten bleibt bis zum Ende unergründet und auch die geisterhaften Erscheinungen bleiben in jeder Sekunde reiner Selbstzweck, ohne dass die Fäden zum Schluss stimmig zusammenfinden würden. Die Besessenen schafft es tatsächlich, über 90 Minuten pure Belanglosigkeit zu liefern. In den Weiten des Internets wird sich zudem erbost über das Ende ob seiner Unsinnigkeit ausgelassen.

Aber die auffällige Neunzigerjahre-Verortung führt nirgendwohin, sondern bleibt bis zum Schluss purer Selbstzweck (selbst wenn man die Cobain-Eröffnung mit sehr viel Nachsicht und nur im weitesten Sinne als thematische Klammer verstehen könnte). Stattdessen hätte man lieber mehr Wert auf eine kohärente Erzählung legen sollen – denn was die Kinder denn nun genau mit den verstorbenen bzw. verschollenen Hausangestellten zu tun haben, bleibt hier derart vage, dass es schon an pure Beliebigkeit grenzt. Zumal die in der Vorlage noch selbstzerstörerische, pervertierte, herausfordernd ambivalente Liebesgeschichte zwischen Jessel und Quint für die Neuverfilmung zeitgemäß glattgebügelt wurde – mit ihm als Täter und ihr als Opfer. Die erst neunjährige Brooklynn Prince stiehlt auch diesmal wieder die Show. Das kann man ja durchaus machen, aber dann muss man damit auch etwas anfangen. Wenn man hingegen wie hier einfach nur die Ecken und Kanten abschleift, bleibt danach nur noch ein zwar glatt polierter, aber eben auch ziemlich öde anzusehender Klotz übrig.

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