Wenn ein Knochen still und leise schlapp macht, spricht man von einem Ermüdungsbruch, einer vor allem im Laufsport nicht seltenen Verletzung. Sportärztin Dr. med. Susanna Bischoff erklärt, wie man Ermüdungsbrüche erkennt, welche Konsequenzen sie mit sich bringen und warum sie nicht gänzlich zu vermeiden sind. Susanna Bischoff, was genau ist ein Ermüdungsbruch? Dr. Susanna Bischoff: Ein Ermüdungsbruch – auch Stressfraktur genannt – ist eine erhebliche Störung der Knochenstruktur, ohne dass ein eindeutiger, auslösender Mechanismus wie ein Trauma durch einen Sturz oder Unfall vorhanden ist. Ein Ermüdungsbruch entsteht nicht durch eine abrupte Gewalteinwirkung, sondern vielmehr ist es die Summe von einzelnen unterschwelligen Belastungen, die aufgrund ihrer Gleichförmigkeit und Dauerhaftigkeit den Knochen überfordern. Dabei kommt es zuerst zu einer Veränderung in der Anordnung der Knochenbälkchen, welche die Traglinien des Knochens repräsentieren, und dann oft zu einer Reaktion der benachbarten Knochenhaut in Form eines Ödems.
Es entsteht ein Zustand, in dem der Knochen nicht mehr stabil ist. Bereits ein geringer Anlass kann ausreichen, dass sich an der Stelle ein Knochenbruch ereignet. Außergewöhnliche körperliche Belastungen können zu einer Stressfraktur führen. Eine Entstehung an ansonsten gesundem Knochen ist charakteristisch. Der Knochen bekommt erst einmal winzige Schäden und Haarrisse, die sich nach und nach ausbreiten. Menschen, die die jeweiligen starken Beanspruchungen nicht gewohnt sind, sind besonders gefährdet. Ein Beispiel wäre ein junger Soldat, der zum ersten Mal einen langen Marsch mitmacht. Knochen hat wie einige andere Gewebe die Fähigkeit, sich an Belastungen anzupassen. An den belasteten Stellen kommt es allmählich zum verstärkten Knochenaufbau, der Knochen wird dort belastungsfähiger. Da der Prozess relativ langsam vonstatten geht, haben unvorbereitete, lange Belastungen oft eine Ermüdungsfraktur zur Folge. Im Leistungssport kommen diese Brüche häufig vor. Es kann in manchen Fällen sogar reichen, dass ein Betroffener länger auf unebenem Gelände gewandert ist oder dass neue Schuhe oder Schuheinlagen getragen werden.