SauerlandKurier HSK Arnsberg Erstellt: 25. 08. 2012 Aktualisiert: 09. 11. 2015, 01:52 Uhr Kommentare Teilen Die meisten Chöre sind damit beschäftigt,? Nachwuchs? zu rekrutieren oftmals ohne den gewünschten Erfolg.? Ich kann nicht singen!? ist dabei eine der am häufigsten gemachten Aussagen, wenn potentielle neue Sänger angesprochen werden. In Berlin begegnete man diesem Phänomen im Januar 2011 durch die Gründung des? Ich-kann-nicht-singen-Chors? beim Festival Chor@Berlin. 300 Nicht-Sänger kamen auf die Einladung von Michael Betzner-Brandt.? Ich kann nicht singen ist eine Aussage, die so nicht stimmt?, sagt er. Der Berliner Pop-Chorleiter (? FabulousFridays? ) und Dozent für Chor- und Ensembleleitung an der Universität der Künste findet, dass jeder, der sprechen auch singen kann. Inzwischen hat das Chorprojekt dort nahezu Kultcharakter: Der? Ich-kann-nicht-singen-Chor? findet seither regelmäßig statt.? Was in Berlin funktioniert kann auch in Niedereimer gelingen?, meint Peter Volbracht, Chorleiter des MGV Niedereimer 1925.?
Michael Betzner-Brandt lebt als Dirigent, Vokalist, Autor, Pädagoge und Stummfilmpianist in Berlin. Derzeit absolviert er sein Referendariat in den Fächern Musik und Philosophie am Ernst-Abbe-Gymnasium in Berlin-Neukölln und widmet sich daneben weiter den vielseitigen und anspruchsvollen Chor- und Orchesterprojekten im klassischen, experimentellen und im Jazz-Pop-Bereich, die er seit Anfang der 1990er Jahre entwickelt und durchgeführt hat, z. B. dem mehrfach preisgekrönten Chor "Fabulous Fridays", dem Ich-kann-nicht-singen-Chor, dem Rock-Pop-Chor 60+ "High Fossility" sowie "YouSing! Du bist der Chor". Darüber hinaus steht er dem von ihm mitgegründeten "Begegnungschor Berlin - Berliner singen mit Geflüchteten" beratend zur Seite. Zuletzt veröffentlichte Michael Betzner-Brandt "Jeder kann singen! Wie singen im Alltag glücklich macht" und das Songbook "High Fossility: Rock- & Popsongs mit Senioren". Tickets: 10, 00 € Weitere Informationen unter: Tel. 030 / 288 788 588 Foto: Michael Betzner-Brandt_Ich kann nicht singen-Chor © Christoph Mueller-Girod Weitersagen: Für diese Veranstaltung gibt es 26 Interessenten Deine Freikarten für Veranstaltungen wie Chor@Berlin: Ich-kann-nicht-singen-Chor in Berlin erhältst Du bei ist der deutschlandweite Stadtentdecker Club.
Jeder darf kommen. Hier trifft man Leute wie Christian, 49, der sagt: "Mein Musiklehrer in der Schule meinte, ich solle lieber Steine klopfen statt zu singen und hat mir damit für lange Zeit das Interesse am Musikmachen vergällt. " Jetzt will er es doch noch mal versuchen. Bei Walter, 50, liegt der Fall anders. Er ist in einem richtigen Chor, möchte aber mal beim Singen "die blöden Noten beiseite lassen". Da ist er bei Betzner-Brandt genau richtig: Der studierte Kirchenmusiker, der Chor- und Ensembleleitung in Leipzig und Berlin unterrichtet, Stummfilmpianist und Gründer des Jazz-Pop-Chors der Universität der Künste ist, hat gerade ein Buch veröffentlicht: "Chor kreativ – singen ohne Noten". Eins stellt Betzner-Brandt gleich zu Anfang der Veranstaltung richtig: "Ich kann nicht singen ist eine Aussage, die so nicht stimmt. " Bei niemandem. Denn: "Jeder, der sprechen kann, kann auch singen. Singen geht übers Fühlen – es soll sich gut anfühlen im Körper. " Soa-oa-oa-oa-oa-o. Jeder kann singen, sagt Chorleiter Michael Betzner-Brandt.
Erst einmal wird sich nun ordentlich aufgewärmt. Deshalb das Stupsen und Berühren. Das lockert. Schnell werden die ersten Pullis ausgezogen, Schals abgelegt. Dann folgen Tonübungen. Die Teilnehmer sollen "die Töne von der Decke pflücken", sagt Betzner-Brandt. Der 39-Jährige ist Leiter verschiedener Berliner Chöre (unter anderen "Fabulous Fridays") und Dozent für Chor- und Ensembleleitung an der Universität der Künste Berlin. Sein Studium gleicht einem wohlklingenden Dreigestirn: Schulmusik, Philosophie und Dirigieren. Irgendwann im Laufe seiner Arbeit fragte er sich, was das eigentlich heißt, dieses "Ich kann nicht singen? " Denn für Betzner-Brandt gilt: "Jeder, der sprechen kann, kann auch singen. " Der aus allen Altersklassen zusammengewürfelte Chor ist derweil noch immer in der Kennenlernphase – oder der Phase der Kommunikation, wie Betzner-Brandt es definiert. Im Radialsystem wird gerade in folgender Reihenfolge kommuniziert: Als U-Boot, auf einem Bein hüpfend, als Tiger und als Flieger.
So entwickeln die Teilnehmer Stück für Stück ein Gefühl für ihre Stimme und sind nach rund 20 Minuten bereit, richtig loszulegen!
Foto: Christian Hahn Seit Januar treffen sich rund 80 Berliner in Friedrichshain zum "Ich-kann-nicht-singen"-Chor. Das Motto: Jeder, der sprechen kann, kann auch singen. Das Ergebnis ist irgendwo zwischen Piepsen und Brummen. Es sind viele Hinterteile, die sich kurz anstupsen. Dann erfüllt ein lautes, vielstimmiges "Hey! " den Raum. Es wird gelacht, noch einmal gestupst, wieder ertönt ein langgezogenes "Heeeey! " Zuvor hatten sich bereits die Knie berührt, die Ellenbogen auch. Jeweils gefolgt von einem raumdurchflutenden "Aaaaah" und einem anschwellenden "Oooooh". Michael Betzner-Brandt ist zufrieden. Und jedem im großen Saal des Radialsystems V in der Holzmarktstraße 33 ist schnell klar, dass Berührungsängste fehl am Platz sind. Ängste generell. Denn Ellenbogen und Knie gehören den 84 Teilnehmern des "Ich-kann-nicht-singen"-Chors, den Chorleiter Betzner-Brandt im Januar dieses Jahres ins Leben gerufen hat. Seither kommen zu den monatlichen Treffen rund 80 Menschen, die Spaß am Singen haben, sich selbst aber eher irgendwo zwischen Piepsen und Brummen ansiedeln würden.