Beton + Garten: Pflanzen In Der Großstadt

July 1, 2024, 7:58 am

Zischler, der Ende der 50er-, Anfang der 60er-Jahre mit dem Fotografieren begann, benutzt eine Lochbildkamera - einen Kasten mit einem kleinen Loch statt eines Objektivs -, die die Negative wenigstens zwei Minuten belichten muss. Wenn Zischler damit Heißluftballons fotografiert, entstehen Bilder des Entrinnens, Verschwimmens, Verflüchtigens. Unschärfe ist gewollt und Stilmittel. Die Bilder wirken mehr gemalt als fotografiert und entrückt, vor allem die Blumenwiesen, die Zischler aus der Käferperspektive abgelichtet hat. Man könnte sie impressionistische Fotografie nennen. Für Pflanzen hat Zischler ebenfalls eine intensive Neigung entwickelt. Er fühlt mit denen, die sich in den Großstädten aus Betonritzen ans Licht kämpfen. In einer der Vitrinen ist das "Handbuch der wildwachsenden Großstadtpflanzen" ausgestellt. Er hat sich ihnen in seinem reizenden Buch "Berlin ist zu groß für Berlin" (liegt ebenfalls aus) gewidmet und sich für diesen Band im Lager ihrer Feinde umgesehen: bei den Straßenbegehern.

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Handbuch Der Wildwachsenden Großstadtpflanzen 1

farbe zu fläche zu raum, 210 x 280 mm, 144 seiten, broschur, museum folkwang essen, 2008 (katalog und plakat) - francis hunger: setun. eine recherche über den sowjetischen ternärcomputer, 130 x 185 mm, 200 seiten, broschur, institut für buchkunst leipzig - fürbilde der herde. johannes bugenhagen und seine wittenberger nachfolger, ausstellung im bugenhagenhaus in wittenberg, eröffnung juni 2007, in zusammenarbeit mit markus dreßen handbuch der wildwachsenden großstadtpflanzen ist ein bestimmungsbuch für erkundungsausflüge in die stadt. sechzig pflanzen der großstadt werden darin exemplarisch für die vielfältige flora der städte beschrieben, texte und karten erhellen die eigenheiten der urbanen pflanzenwelt. in meinem vortrag für die buchgespräche werde ich das buch und meine arbeit daran als autor und gestalter vorstellen. zur sprache werden kommen neben anderem das zusammenspiel der inhaltlichen, der typografischen und der materiellen ebene des buches, die bildwelten, die die fotografien eröffnen, die rolle der sprache und der wörter, die bezüge zu anderen büchern und zu anderen buch-sprachen.

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S ie halten immer schön still beim Fotoshooting, sind nicht so zickig wie die üblichen Models, aber auch vielfältig und interessant: Zwei Ausstellungen – eine in Stuttgart und eine in Berlin – zeigen derzeit Bilder von Pflanzen. Neben seiner Tätigkeit als erfolgreicher Editorial- und Werbefotograf findet der Stuttgarter Volker Schrank immer wieder Zeit für interessante Projekte. So war er nicht nur Mitgründer des demnächst wieder startenden Stuttgarter Fotosommers, sondern realisierte auch künstlerische Fotoserien über Stammtische, Sportvereine, Fußballhelden oder TV-Moderatoren. Seine neueste Arbeit heisst »Zeitzeugen« und er hat darin typische Zimmerpflanzen in Plastiktöpfen wie Ikonen vor schwarzem Hintergrund inszeniert. Als »Zeitzeugen« kann man sie im doppelten Sinn bezeichnen: Sie sind stumme, diskrete Zeugen unseres Alltags, aber erleben über die Jahre auch gesellschaftlichen Wandel mit, der sie gelegentlich sogar selbst betrifft – schließlich sind die in den fünziger und sechziger Jahren schier unverzichtbaren Gummibäume oder der in den achtziger Jahren so beliebte Ficus Benjamini ebenfalls dem wechselnden Zeitgeschmack unterworfen… Bis 20. August ist die Ausstellung in der bildkultur galerie in Stuttgart zu sehen.

"Die Stadt ist auf den ersten Blick für Pflanzen ein fremder, wenn nicht feindlicher Standort. Wo zwischen der dichten Bebauung offener Boden übrigbleibt, ist dieser untergraben von der unterirdischen Infrastruktur der Stadt, belastet mit Schadstoffen und von Fußgängern und Automobilen betreten und befahren. Ein zweiter Blick, ein aufmerksamer Spaziergang zeigt, dass sich trotz dieser schwierigen Bedingungen eine wildwachsende, eigenständige Flora der Stadt entwickelt hat. " Dass mit der Wiederaneignung städtischer Restareale tatsächlich der vermeintliche Nischencharakter, welcher Pflanzen in der Großstadt attestiert wird, zur Disposition steht, belegen die akribischen fotodokumentarischen Erkundungen von Helmut Völter mit Nachdruck. Seine Recherchearbeiten eröffnen einen schöpferischen Gegenblick und bilden zugleich den Ausgangspunkt der Ausstellung "Urbane Gewächse", die mitunter auch eine zivilisatorische Perspektive wagt. Nina Ebbinghaus aus Dortmund etwa dokumentiert in zwei sechsteiligen Farbserien Pflanzenarten, die einen deutlichen Migrationshintergrund aufweisen.

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