Veröffentlicht am 12. 06. 2003 | Lesedauer: 5 Minuten Der deutsche Bus war einst ein bürokratisches Idyll wie der Sozialstaat. Das ist vorbei E s gibt einen alten Witz, den jeder kennt. Ein staubiger Cowboy steigt in einen Bus, und als ihn der Fahrer ansieht, raunzt er nur mürrisch: "Django zahlt heute nicht. " Eine Woche wiederholt sich die Prozedur immer an der gleichen Haltestelle, bis der Fahrer die Polizei ruft. Django zahlt heute nicht deutschland. Zunächst trumpft der Cowboy wieder auf: "Django zahlt heute nicht. " "Warum? " fragen ihn die Polizisten. "Django hat Monatskarte. " Der Witz bezog seine infantile Komik aus der Gegenüberstellung zweier eigentlich unvereinbarer Sphären: Auf der einen Seite Django, der einsame coole Killer aus den Italowestern der sechziger Jahre. Auf der anderen Seite ein deutscher Bus - der abenteuerfernste Platz der Welt, ein Hort bürokratisch hergestellter Sicherheit. Hier herrschten nicht die Gesetze des Colts, sondern die Beförderungsbestimmungen. Und die Pointe ist, dass sogar Django sich ihnen unterwarf.
Nun unterwarf man sich im bundesdeutschen Bus freiwillig der milden Kontrolle von Autoritäten, die sich nur umgekleidet hatten, und empfing dafür soziale Dienstleistungen und Sicherheit. Die Busfahrerhose - das war jenes Modell, dessen Bündchen man erweitern konnte, wenn der Wirtschaftswunderspeck zwackte. Dieses bürokratische Idyll ist so unwiederbringlich verloren wie die Deutschland AG. Es ist zwar ein Zufall, dass sich in diesen Tagen die Katastrophen rund um den deutschen Bus häufen wie die geistigen Anschläge irgendwelcher Reformschwätzer gegen den Sozialstaat. Django-zahlt-heut-nicht | eBay. Doch das eine wie das andere ist eine Nebenwirkung der Globalisierung. Man ahnt, dass die Busunfälle der letzten Woche mit verschärfter internationaler Konkurrenz zu tun haben. Und in Berlin, wo Schüsse durch Windschutzscheiben oder gar Busentführungen neuerdings ständig Schlagzeilen machen, haben sich ohnehin alle Nationen der Welt versammelt, um sich gegenseitig in den Wahnsinn zu treiben. Am augenfälligsten wird der Globalisierungsaspekt beim Anschlag auf die deutschen Soldaten in Afghanistan.