Splashbooks - Rezensionen - Rezension - Der Hauptmann Von KÖPenick

July 3, 2024, 8:52 am
Gleichzeitig machen alle Episoden psychologisch Sinn und treiben die Handlung zum Höhepunkt, zur eigentlichen Köpenickiade. Man kann "Der Hauptmann von Köpenick" auf verschiedene Art und Weise lesen. Zum einen ist das Stück eine Posse, die sich über Obrigskeitshörigkeit und den preußischen Militarismus lustig macht. Hier fällt heutigen Lesern das Lachen um so leichter, weil zumindest die meisten von uns heute nicht mehr darauf gedrillt sind, beim Anblick einer Offiziersuniform sofort "die Knochen zusammenzureißen". Auch die Sympathien sind klar verteilt: Die auftretenden Offiziere, Beamte und sonstige Funktionsträger sind Ziel des Spotts, während man mit Voigt eher Mitgefühl entwickelt. Dabei orientiert sich Zuckmayer mehr an der vermutlich geschönten Erklärung, die Voigt nach dem Überfall für seine Tat angab, als an der Historie. Im Stück stellt sich der "Hauptmann" etwa selbst den Behörden, während er tatsächlich beim Frühstück verhaftet wurde, nachdem ein ehemaliger Zellengenosse der Polizei einen Tipp gegeben hatte.
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Der Hauptmann Von Köpenick Leseprobe 3

Ein Vierteljahrhundert später hat Carl Zuckmayer die Geschichte als Grundlage für eine Tragikomödie genommen, die sich mit Obrigkeitshörigkeit und Militärfetischismus beschäftigt. Carl Zuckmayer war einer der erfolgreichsten deutschen Dramatiker des 20. Jahrhunderts. In Rheinhessen geboren, erlebte er den Ersten Weltkrieg als Freiwilliger. Anschließend studierte er Naturwissenschaften in Frankfurt/Main und Heidelberg, wandte sich aber dann dem Theater zu. Der Durchbruch gelang ihm mit volkstümlichen Stücken wie "Der fröhliche Weinberg". Der 1931 uraufgeführte "Hauptmann von Köpenick" war Zuckmayers größter Erfolg. Das Stück wurde mehrfach verfilmt, unter anderem mit Heinz Rühmann in der Titelrolle. Später ging Carl Zuckmayer unter dem Druck der Nazis ins Exil in die USA. Er starb 1977 in der Schweiz. Die eigentliche "Köpenickiade" dient dem Autor als Höhepunkt seines Stückes, Voigt und die Uniform treffen erst im letzten Drittel zusammen. Bis dahin erzählt er eine fiktive Vorgeschichte, in der der arbeitslose Schuhmacher wieder und wieder versucht, sich in die Gesellschaft einzugliedern.

Die wahre Geschichte geschah im Jahre 1910 und 1930 wurde die Geschichte fertiggestellt. Das Stück handelt von dem Vorbestraften Wilhelm Voigt, der verzweifelt versucht ein neues Leben zu beginnen, jedoch an den Gesetze und Vorschriften des deutsch-preußischen Staates immer wieder scheitert. Voigt lässt, ohne auf Wiederstand zu treffen, den Oberbürgermeister Obermüller und Stadtkämmerer Rosencratz festnehmen und auf die Neue Wache nach Berlin bringen. Leider geht Voigts Plan, sich Zugang zum Passamt zu verschaffen nicht auf, weil dieses Rathaus kein Passamt har., Er nimmt lediglich das Geld mit, das ihm aufgrund des Abschlusses, den er verlangt hat, vorliegt. Im Anschluss an die Aktion verschwindet Voigt ohne dass es jemandem merkwürdig erschienen wäre. Es ist erstaunlich, wie normal es allen erscheint dass Voigt sich weder als Hauptmann ausweisen kann, noch irgendwelche Papiere oder Anweisungen vorlegen kann, die eine Verhaftung der Personen begründen würde., Alleine das Tragen der Uniform genügt, um sich entsprechende Autorität zu verschaffen.

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