Aber er nehme gerne die Herausforderung an, sich damit zu beschäftigen und "eine neue Perspektive in die Debatte" zu bringen. Zwar gebe es ein Nationalmuseum, und auch der ehemalige deutsche Gouverneurspalast werde gerade zum Museum umgebaut, berichtet Sandja. In seiner Heimat hege man aber nicht die Erwartung, so sagt er auf Nachfrage, dass er sich sofort um die Rückkehr der Exponate nach Afrika einsetze oder gar gleich welche mitbringe. Koloniales Erbe – das Afrikahaus – Forschungsfeld Hafen. "Ich will mich mit den Objekten auseinandersetzen, damit wir wissen, wie wir damit umgehen müssen", erklärt er. Sein konkreter Auftrag ist zunächst, in den kommenden beiden Jahren zwei Sammlungen in den Beständen der Reiss-Engelhorn-Museen aus Afrika zu digitalisieren und in einer Online-Datenbank öffentlich weltweit – und damit auch in deren Heimat – zugänglich zu machen: die Sammlung "Bumiller" und die Sammlung "Thorbecke". Im ersten Jahr wird die Volontärsstelle vom Land finanziert, im zweiten von der Stadt. Die Förderung des Landes in Höhe von 61 600 Euro umfasst darüber hinaus Sachmittel für die notwendige technische Ausrüstung.
Ein besonderes Augenmerk legt das Heft auf die historische Dimension gegenwärtiger Konstellationen, die sich nicht zuletzt in der Fortsetzung kolonialer Vorlieben für große Entwicklungsprojekte manifestiert. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg stand der Bau von großen Staudämmen für den tiefen Glauben an wissenschaftlichen Fortschritt und Technologie, den auch afrikanische Nationalisten teilten. Der Akosombo-Staudamm in Ghana etwa sollte, wie Stephan Miescher erläutert, ausdrücklich dem Aufbau der jungen afrikanischen Nation dienen. Erbe aus afrika bambaataa. Nkrumah setzte sich ein Industriedenkmal Der Damm bildete das Kernstück des Volta-River-Projekts, das einen großen künstlichen See, eine Aluminiumhütte, die Umsiedlung von 80 000 Menschen, neue Städte und Ortschaften, einen Tiefseehafen sowie weitere infrastrukturelle Maßnahmen umfasste. Kwame Nkrumah, der 1951 noch unter britischer Kolonialherrschaft Regierungschef geworden war, machte die Realisierung des Volta-River-Projekts zu einem der zentralen Ziele eines unabhängigen Ghanas.