„Vater, Komm, Erzähl Vom Krieg“ - Nürtinger Zeitung

June 30, 2024, 4:34 am
[1] Laut Magda Motté bildet es einen visuellen "Block", in dem jede Zeile mit den Worten "vater komm erzähl" beginnt. Das Thema "vater komm erzähl vom krieg" wird in der ersten Zeile umrissen und am Ende in einer Art Kehrreim wiederholt, der das Gedicht einrahmt, aber auch eine Wiederholung des Erzählvorgangs ad infinitum nahegelegt. Die vier Binnenzeilen spielen das Thema "Mensch im Krieg" in unterschiedlichen Verben durch und stehen mit einer Ausnahme im Perfekt des Aktivs. [2] In der Metrik des Gedichts herrscht laut Ulrich Weinzierl "der militärische Gleichmarsch der Trochäen ", der allerdings im Moment der Verwundung ins Stolpern gerät: "vater komm erzähl wiest verwundt worden bist". Die immergleichen Formulierungen verstärken die Intensität des Gedichts, die österreichische Umgangssprache schaffe die Atmosphäre einer Familienszene. [1] Jandl sprach in seinen Frankfurter Poetik-Vorlesungen von einer stereotypen Anrede und sprachlicher "Ungelenkigkeit durchwegs", die sich in dialektnahen Kontraktionen von Wörtern sowie im Auslassen von Vokalen in tonschwachen Silben zeige.

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Sie klingt genial einfach und bleibt darum einfach genial. " [12] Ausgaben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Ulf Miehe (Hrsg. ): Thema Frieden. Hammer, Wuppertal 1967, S. 120. Ernst Jandl: dingfest. Luchterhand, Darmstadt 1973, ISBN 3-472-61121-9, S. 178. Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Ulrich Weinzierl: Neue alte Weise vom Krieg. In Marcel Reich-Ranicki (Hrsg. ): Hundert Gedichte des Jahrhunderts. Insel, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-458-17012-X, S. 338–340. Auch in Frankfurter Anthologie Band 24, S. 178–180 ( Online auf). Magda Motté: Moderne Kinderlyrik. Peter Lang, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-8204-7129-4, S. 38–39. Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] vater komm erzähl vom krieg – Originaltext und Lesung Ernst Jandls Ernst Jandl und der Krieg – Lesung von vater komm erzähl vom krieg auf der Seite Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] ↑ a b Ulrich Weinzierl: Neue alte Weise vom Krieg, S. 339. ↑ a b Magda Motté: Moderne Kinderlyrik, S. 39.

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Dazwischen liegen die Stationen des Soldatenlebens, die heroische Ouvertüre mit Einrücken und Schießen und das erbärmliche Finale in Blut und Tod. Doch die Botschaft des Gedichts wird nicht expressis verbis, nur durch die Form überbracht. Die im Aufforderungston versteckten naiven Fragen verstricken sich in ihrem eigenen Widerspruch. Und das ist auch schon die Antwort. Denn "vater komm erzähl wiest gfallen bist" heißt nichts als: Die Logik des gemütlichen Sprechens vom Krieg ist genauso absurd wie der Krieg selbst. In einer seiner Frankfurter Poetik-Vorlesungen meinte Ernst Jandl, dem Gedicht sei leider anzumerken, "wie die Zeit darüber hinweggeschritten ist". Hier irrt der Dichter. Das Motto des Bandes "dingfest", aus dem es stammt, mündet in dem Bekenntnis: zu sagen gäbe es schließlich nur eines; dieses aber immer wieder, und auf immer neue weise. Die neue alte Weise "vater komm erzähl vom krieg" hat Bestand. Sie klingt genial einfach und bleibt darum einfach genial. Ulrich Weinzierl, aus Marcel Reich-Ranicki (Hrsg.

): Hundert Gedichte des Jahrhunderts, Insel Verlag, 2000

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