Foto: Vo Viernheim (aß) – Schriftsteller Walter Kempowski hat im viel beachteten kollektiven Tagebuch "Echolot" das persönliche Erleben des 2. Weltkrieges aus ganz unterschiedlichen Perspektiven von Personen abgebildet. Ich möchte Sie zu Beginn daran Anteil haben lassen: Sonntag, 22. Juni 1941 Der Oberstabsarzt Dr. Willi Lindenbach † 1974, Gummersbach Herrlicher Sonnenschein. […] Um 8 Uhr hörten wir im Radio, dass Deutschland Russland den Krieg erklärt hat und dass seit heute Morgen 5. 03 Uhr die Kriegshandlungen begonnen haben. Wir sind alle ganz niedergeschlagen. Hitler ist ein Wahnsinniger! Rede des burgermeister zum volkstrauertag 3. Was soll nur werden? Donnerstag, 26. Juni 1941 Der Leutnant Walter Melchinger 1908–1943, Ukraine Vorgestern um 17 Uhr haben wir die Grenze überschritten. Seither sind wir in Gewaltmärschen hinter der Front her, von der wir so gut wie nichts wissen. […] Was wir von den Straßen aus sehen, sind unendliche Kornfelder. Die werden nun uns gehören. Bald ist die Ernte. Nahrungssorgen kann es in diesem Krieg nicht mehr geben.
Dies war für mich ein tief beeindruckendes und erschütterndes Erlebnis. Der Volkstrauertag wurde vor einhundert Jahren nach dem ersten Weltkrieg eingeführt, der ersten großen Katastrophe des 20. Rede von Bürgermeister Matthias Baaß zum Volkstrauertag 2021 – Viernheim Online. Jahrhunderts. Dieser Krieg brachte durch den erstmaligen Einsatz neuer Waffen wie Giftgas- Luft und Panzerangriffe eine vorher nicht gekannten Zahl an Opfern und menschlichen Leides hervor. Deshalb setzten sich in der Folgezeit viele Menschen für eine andere auf Verständigung und Völkerfreundschaft ausgerichtete Politik ein. Gleichzeitig wurden mit dem Versailler Friedensvertrag von 1919, also vor genau 100 Jahren, der damaligen Bevölkerung im Deutschen Reich schwerste Reparationsforderungen auferlegt, die zusätzlich zu den immensen territorialen Gebietsverlusten, kaum zu erfüllen waren. Diese Politik der damaligen Alliierten, aber auch das gleichzeitige Verdrängen der Schrecken und ein Revanchismus in weiten Teilen der Bevölkerung unterstützten das Aufkommen der Ideologie des Nationalsozialismus.
…und nicht vergessen: Spaziergang am nächsten Sonntag! Karl Malz 1. Bürgermeister
Vielleicht gibt auch und gerade die Corona-Pandemie uns dazu jetzt eine Riesenchance. Wenngleich auch hier mit Sorge eine zunehmende und gefährliche Spaltung der Gesellschaft zu beobachten ist. Halten wir zusammen und setzen alles daran, dass Menschlichkeit und Nächstenliebe die Werte sind und bleiben, die unser Land und die Welt künftig prägen.
Stunde des 11. Tages des 11. Monats. Mit der prosaischen Konsequenz, dass allein um des hübschen Zeitpunkts willen weitere Soldaten massakriert wurden. Gedenken in Wurzen stärker als andernorts In Wurzen ist das Gedenken traditionell stärker als andernorts. In jener Stadt, in der wohl einer der ersten Weltkriegstoten überhaupt zu beklagen war: Am 3. August 1914 erklärte Deutschland den Franzosen den Krieg. Nur zwei Tage später verunglückte der in Wurzen stationierte Fahrer Max Erwin Leutzsch aus Greifenhain. Und das, obwohl das Königl. Sächs. Rede des bürgermeisters zum volkstrauertag musterrede. 8. Feldartillerie-Regiment Nr. 78 noch nicht ausgerückt und noch kein Schuss gefallen war. Lapidarer Vermerk auf der Verlustliste: Hufschlag ins Herz. 700 Namen gefallener Wurzener sind am Ehrenmal verewigt. Insbesondere das Infanterieregiment war an vorderster Front eingesetzt. Die größten Verluste gab es beim verheerenden Gemetzel an der Somme. Bis lange nach der Wende erinnerte am Denkmal eine Kassette mit blutgetränkter Erde aus Nordfrankreich an die Toten.
Der 8. Mail 1945 war zugleich der Beginn eines Aufbruchs, wenn auch zaghaft und entbehrungsreich. So entwickelte sich in Westeuropa ein einmaliges Friedens-, Freiheits- und Wohlstandsmodell. Der Weg im Osten war steiniger. Erst die weitgehend friedlichen Revolutionen von 1989 und die europäische Integration überwanden diese Trennung. In Europa haben wir nach 1945 zu einem friedlichen Miteinander gefunden. Doch ein Blick auf die derzeitige Lage in der EU und dem Rest der Welt erweckt nicht den Eindruck friedlicher Zeiten. Die Auswirkungen kriegerischer Konflikte und die Schicksale der Schutzsuchenden zeichnen ein anderes Bild. Bei aller positiven Kraft zu einem Miteinander droht die aktuelle Pandemie diese Entwicklung noch zu verschärfen. Rede des burgermeister zum volkstrauertag 5. Landesgrenzen werden geschlossen und der Krisenzustand wird von Einzelnen offenbar genutzt, um ihre Macht zu sichern und demokratische Grundlagen auszuhebeln. In der Gesellschaft schwindet der Respekt vor dem Nächsten. Hassreden nehmen vor allem im digitalen Raum zu.